Kreativität trifft auf Beschaulichkeit – Ein Portrait über den Designer Ramdane Touhami

Absolut lesenswert. Ein Portrait von dem Designer Ramdane TOUHAMI. Ein Text, der Staunen auslöst und aufzeigt, dass wir Vielfalt brauchen, die auch ganz schön unbequem sein.

Viele von uns neigen ja dazu, das Beschauliche zu bewahren. Vorallem in etablierten Unternehmen. Ramdane Touhami zeigt, wie Aufrütteln geht, auch – und vorallem, wenn man damit ganz schön irritierend sein kann.

Dieser Abschnitt hat mich besonders beeindruckt:
Der Franzose ist der im Kreativbereich eher ungewöhnlichen Ansicht, ein Projekt müsse von einer einzigen Person gestaltet werden. Von wegen Schwarmintelligenz. Für Touhami steht fest: «Alles muss aus einem Gehirn kommen.» Dann zitiert er den Erfinder des Minis, Sir Alec Issigonis: Wenn eine Gruppe ein Pferd zeichne, komme ein Kamel dabei heraus. Es gehe um Artistic Direction, sagt Touhami und betont Letzteres. Einer muss die Richtung vorgeben. Dafür braucht es eine starke Meinung, auch von sich selbst. Sein Team bewundert ihn dafür.
«Der Typ denkt wirklich anders», sagt Abellan. «Er scheut keine Risiken, hat vor keiner Entscheidung Angst.» Während die meisten Kreativen nach links und rechts schauten, was die anderen so machen, «haben wir viel Vertrauen in das, was wir für gut halten». Der Unterschied ist aber auch: Selten ist der Kreativdirektor gleichzeitig der Geldgeber. Im Finanzwesen geht es darum, Risiken zu minimieren, im Design darum, sie einzugehen. Immer wieder bei null anzufangen, alles anders zu machen, wie sie es bei ARI wollen, ist entgegen jedem Effizienzgebot.

 

 

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6 Antworten

  1. Liebe Manuela
    als ich den Beitrag gelesen habe – musste ich unwillkürlich an die Architektin Zaha Hadid denken – die mit ihren aussergewöhnlichen Bauten Furore gemacht hat. Sie war bekannt für eine autokratische Führungsfigur, nicht jeder konnte für sie arbeiten. ES gilt hier der einfache Grundsatz: Ich bestimme – du machst …. dabei entsteht Fokus und Drive. Wenn dann auch das Geld von dieser Person kommt, wie in dem Beispiel mit dem Hotel – dann ist es klar, wer das Sagen hat. Viele gehen damit unter, weil sie kein Personal finden, andere sind von dem Glamour angezogen … Ich glaube, es ist für ein demokratisches Team schwer, aus dem Mittelmaß hinauszukommen, weil man immer mit Kompromissen lebt. So sehe ich das …. Gruss Claudia
    (Ich arbeite nicht mehr aktiv als Change Manager – bin jetzt in der Politik (Die GRÜNEN) und erlebe diese ewigen Diskussionen …. Sarah Wagenknecht ist jetzt auch so eine, die sich als One-Women-Show herausstellt … so ist die Dynamik …

    https://www.americanexpress.com/de-de/amexcited/explore-all/design/zaha-hadid-5-bauwerke-der-architektin-die-du-besuchen-solltest-8023

  2. Liebe Manuela
    Ich bin Grafiker und oft mit dem Problem von Bestimmung, Mitbestimmung und eigene Durchsetzungskraft konfrontiert. Meine Erfahrung, wenn man zusammen ein Konzept erarbeitet, wo alle Bedürfnisse bestimmt werden, kann der Kreative daraus eine Linie bauen, die einerseits die Anforderungen erfüllt und doch kreative, ausgefallene und interessante Lösungen herausbringt. Dabei sollten stimmige Varianten gemacht werden, aber immer treu nach einem Konzept. Sind dann zu viele Köche dabei, wird es sehr schwierig. Ein Entwurf setzt immer neue Ideen frei – es wird anfassbar. Ein Profi kann Einwände und neue Vorschläge einbringen – er muss aber die feste Führung behalten und in der Linie bleiben, sonst fällt alles auseinander. Deshalb glaube ich schon, dass einen Kopf braucht, der das Schiff in den Hafen fährt – und zuletzt ist die Kundenzufriedenheit mehr wert als die Selbstverwirklichung.

  3. Liebe Manuela, es gibt Projekt da ist das Team besser und solche, die nur durch Einzelleistungen überhaupt realisiert werden können. Nehmen wir die allgemeine Relativitätstheorie. Das war die Vision von Albert Einstein und nur er konnte die zu jener Zeit in allen Aspekten zu einem integrativen Ganzen bringen. Erweitern wir die Perspektive auf das Umfeld von Einstein, dann waren das natürlich viele, die mit Einzelgedanken und -elementen inspirierten und so das Ganze ermöglichten. Wir sollten offen sein für Team oder Einzelleistung und die Vor- und Nachteile im Lichte des konkreten Projektes und der beteiligten Menschen sehen. Was ich gar nicht mag ist die Bezeichnung „demokratisch“ im Team. Demokratie ist ein Verfahren um die Egoismen von Einzelgruppen auszutarieren und mit dem Mehrheitsprinzip Entscheidungen herbeizuführen. So sehe ich Teamarbeit überhaupt nicht.

  4. Hallo Manu,
    Wahrscheinlich sollte man zwischen Projekt und Vision unterscheiden. Auch Alec Issigonis hat den Minni nicht komplett selbst konstruiert. Am Anfang steht die Vision. Ich denke auch, die muss aus einer Hand kommen. Mit dieser Vision spreche ich EINE Zielgruppe, EIN Design oder ein ganz bestimmtes Konzept an. Dann braucht es aber in der Regel ein gutes Team, um das umzusetzen. Innerhalb des Teams muss platz für Kreativität sein und Raum für eigene Ideen. Diese dürfen aber die Vision nicht verwässern – sonst haben wir „Toll Collect“, wo jeder seine Ideen verwirklicht sehen will und wo sich nachher ein Monstrum aufbläht, was realitätsfremd und sehr schwer umzusetzen ist. Kein Wunder, dass ein Designer so eine „Ein-Gehirn-Überzeugung“ hat. Design muss aus einem Guss sein, man muss den persönlichen Federstrich erkennen können. Gerade bei den Ikonen des klassischen Automobilbaus war immer klar erkennbar, wer sie gezeichnet hatte. Diese Leute sind immer noch bekannt und durch ihr Design unsterblich geworden.

  5. Liebe Manuela, zuerst habe ich den Ausschnitt des Artikels gelesen, den Du ansprichst. Und dann den ganzen Artikel. Im Zusammenhang mit dem ganzen Artikel, der wahrscheinlich auch nur einen Bruchteil der Erfahrungen von Ramdane Touhami wiedergibt, verstehe ich sogar seinen „Alleingang“. Hätte er sich auf Meinungen und Ideen anderer abgestützt, wäre er wohl nicht so weit gekommen. Aber das Gegenteil kennen wir halt auch nicht, wo er wäre, wenn er…….Vielleicht hätte der Einbezug anderer eher einen Einheitsbrei und Mittelmass hervorgebracht, austauschbar egal ob in Mürren, St. Moritz, Zermatt oder sonstwo.
    Ich selbst halte partizipative, holakratische, soziokratische Ansätze im richtigen Mass am rechten Ort eingesetzt als sinnvoll und wirksam. Wenn man diese überhaupt methodisch einsetzen kann und nicht vielmehr in der Haltung und der Art und Weise der Kommunikation und Einbezug von betroffenen, beteiligten Menschen wirksam werden. Man kann sich auch fragen, inwiefern man solche klare Menschen auch bewundert, meinen Respekt hat er. Toll, kann so eine Diskussion geführt werden und ein Korrektiv entsteht dazu, dass es nicht nur eine Wahrheit gibt. Und nochmals ein Innehalten und nicht nur darüber Weglesen. Danke!

  6. danke für die wichtige frage, manuela.

    JA.
    jedes projekt hat eine (singular) quelle.
    sie entscheidet, denn nur sie erhält die infos, die sie für ihr quellgebiet braucht.

    und ohne alle die anderen, die am projekt mitarbeiten, wäre die quelle verloren.
    also gestaltet sie trotzdem niemals ein projekt alleine.
    aber die entscheide, die in ihr quellgebiet fallen, die sind ihr. und da kann sie sich auch nicht kollaborativ verstecken (-;

    ein grosses thema.

    habe mal was dazu geschrieben:
    https://marcelbernet.ch/das-prinzip-der-quelle-fuehren-heisst-mit-klarheit-dienen/

    liebi grüess!

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